Der Begriff „Inneres Kind“ umfasst den inneren Persönlichkeitsanteil, welcher die gesamte Erlebniswelt des Kindes, das wir einmal waren, abgespeichert hat.
Hierzu gehören:
- alle Gefühle, die wir als Reaktion auf unsere Bezugspersonen und ihr Verhalten uns gegenüber hatten
- alle daraus entstandenen Überzeugungen und Glaubenssätze, welche wir als Schlussfolgerung über uns selbst, die Anderen und über das Leben gezogen haben
- alle, zum Selbstschutz, entstandenen Strategien, Muster und Programme, um unsere angeborenen emotionalen Grundbedürfnisse nach Liebe, Anerkennung, Zugehörigkeit Nähe/Distanz und Ordnung zu sichern
- alle Werte und Meinungen unserer Eltern bzw. näherer Bezugspersonen, welche wir als unumstößliche „Wahrheit“ übernommen haben
Hinweise auf das Modell des Inneren Kindes finden wir bereits in verschiedenen Lehren der
Menschheitsgeschichte wie beispielsweise im Buddhismus, der Huna-Tradition (Reiki) oder den Yoga-Wissenschaften.
Doch auch moderne westliche Psychotherapieformen eröffnen uns zunehmend den Zugang
für ein nutzbares Verständnis in der Betrachtung des Inneren Kindes.
Bereits Freud, Adler, C.G. Jung und viele mehr wiesen in ihrer Arbeit auf die Vielschichtigkeit in der menschlichen Psyche hin. Zu den weitaus jüngeren Therapieformen gehören beispielsweise die Transaktionsanalyse sowie Schema- und Gestalttherapie.
Allen gemeinsam ist, dass die sogenannte Urprägung für unser späteres Empfinden und Verhalten bis zum 6. Lebensjahr abgeschlossen ist (das Lebensskript ist geschrieben).
Jede Beschämung, Ablehnung, Verletzung oder Verlust hat Spuren hinterlassen.
Als „Antwort“ darauf haben wir bestimmte Verhaltensweisen entwickelt:
- um uns zu schützen
- unsere Zugehörigkeit zu sichern
- um Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen
- um unser Bedürfnis nach Autonomie und Selbstbestimmung zu entfalten
Nach jüngsten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen finden im 6./7. Lebensjahr deutliche Umstrukturierungen im Gehirn statt. Das Denken wird logischer, flexibler und komplexer als erste Vorbereitung auf das selbstständige Überleben.
Inhalte der frühen Prägungszeit werden in das Unterbewusstsein verdrängt und sind später nur schwer erinnerbar.
Zum Beispiel Gefühle, Schlussfolgerungen und Überzeugungen als:
- das Geschwisterchen geboren wurde und Mama keine Zeit mehr für mich hatte
- der Papa arbeitslos wurde und die anderen Kinder das schönere Spielzeug hatten
- Mama oder Papa ganz doll krank war und ich helfen musste
- jemand aus der Familie gestorben ist und ich ganz alleine war
All diese, im Unterbewusstsein abgespeicherten Erfahrungen, Überzeugungen sowie die damit entstandenen Strategien zur Bewältigung, nehmen wir ungefiltert mit in unser Leben.
Sie bestimmen unser heutiges Verhalten. Folglich reagieren wir aus der Sicht des Kindes in uns, aus der Vergangenheit auf Situationen/Personen in der Gegenwart. Dieses führt unweigerlich zu Missverständnissen, Unzufriedenheit, Einsamkeit und Trennung.